von Peter Belart  (business mind)

«Holz liegt im Trend.» Eine überraschende Aussage! In unserer schweizerischen Wahrnehmung bringen wir Holz als Baustoff eher mit traditionellen Gebäuden in Berggebieten in Verbindung. Mit oft jahrhundertealten Blockbauten, Ställen, Scheunen und Chalets. Das mag nach Alpenrosen- und Kuhglockentourismus schmecken, nach Heidi und Alpöhi. Aber hallo: Topmoderne, frech konzipierte Kreationen aus Holz sind echte Hingucker.

Auf dem Holzweg 01

Passerelle Bahnhof West, Bern (2005).
Bildnachweis: Corinne Cuendet, Clarens/LIGNUM

Auf dem Holzweg 02

Palais de l’Equilibre. Temporärbau zur Schweizer Landesausstellung EXPO.02.
Wiederaufbau 2004 im CERN in Genf (Bildnachweis: Frédéric Beaud, Stetten/LIGNUM)

Das urbane Chalet steht (noch!) nicht auf dem Radar der Bauherren. Und dies, obwohl es sich längst vom Wald- und Jägerhüttenimage emanzipiert hat. Der Zürcher Architekt David Belart, Liegenschaftsexperte bei Wüest Partner, vermutet den Grund dafür im hohen Wohlstand von Schweizer Bauherren. Viele fokussieren auf Ziegelstein- oder Betonbauweise. Den kostengünstigeren Baustoff Holz erachten sie – völlig zu Unrecht! – als minderwertig. Das könnte sich bald ändern. Holzbauten eröffnen schier unbegrenzte architektonische und gestalterische Spielarten. Das gilt auch für vorgefertigte Häuser.

Der einleitende Gedanke stammt von Sonja Schwarz, Leiterin Bauberatung beim Hauseigentümerverband Aargau und freischaffende Architektin. «Holz gilt heute als sehr modern. Es verkörpert top aktuelle Eigenschaften: ökologisch wertvoll, geringer Verbrauch an grauer Energie, extrem dauerhaft, gutes Wohngefühl.» Und mit Blick auf die Bauherrschaft: «Der Markt ist da: umweltbewusste, moderne, kreative Menschen.»

Kaum Ärger

In ihrer Stellung beim Hauseigentümerverband hat Sonja Schwarz oft mit Streitigkeiten während der Bauphase und in der Garantiezeit zu tun, mit Problemfällen aller Art. «Darunter sind so gut wie nie Holzhäuser in Fertigbauweise.» Sie liefert gleich eine Begründung. «Beim vorgefertigten Holzhaus haben Sie einen einzigen Ansprechpartner. Das ist bei einem konventionellen Haus anders. Da treten eine Reihe verschiedener Handwerksbetriebe auf den Plan. Das erhöht die Anfälligkeit für Fehler bei den Detaillösungen und Schnittstellen.»

Gemäss Sonja Schwarz bieten Holzhäuser im Vergleich zu Steinhäusern Vorteile: Sie haben ein geringes Eigengewicht; aufwändige Fundamente sind nicht nötig, was vor allem bei problematischem Untergrund ein wichtiges Kriterium ist. «Holzbauten sind widerstandsfähiger. Sie besitzen eine gewisse Elastizität, können sogar Bewegungen aufnehmen.» Sie lassen zudem eine Gestaltungsvielfalt der Fassaden zu. Anderseits sind Improvisationen während des Baus praktisch unmöglich; kurzfristige Änderungswünsche sind kaum umsetzbar. Diese Bauweise verlangt ein frühzeitiges, detailliertes Planen.»

Und die Kosten?

Wenn man die reinen Erstellungskosten vergleicht, ist ein vorgefertigtes Holzhaus kaum günstiger als ein konventionell erstelltes. Betrachtet man jedoch die geringen Unterhaltskosten und die Lebenszykluskosten, von der Erstellung bis zur Entsorgung, schneidet das Holzhaus deutlich besser ab. Eine sorgfältige Planung und ein einfaches Gebäudevolumen reduzieren Kosten bei einem Holzbau massiv.

Dieser Gedanke führt Schwarz zu den Produzenten von Holzhäusern. «Es lohnt sich, eine erfahrene Firma zu wählen. Auf dem Schweizer Markt gibt es versierte Anbieter.» Schwarz kann sich eine Entwicklung hin zu standardisierten Modellen mit erprobten Detaillösungen vorstellen.

Sonja Schwarz wird beinahe euphorisch: «Mit Holz und Holzwerkstoffen sind heute faszinierende Konstruktionen möglich. Holzbauten haben ein völlig neues Image.»

Die Firma Theo Wernli AG in Thalheim hat schon eine beträchtliche Anzahl an vorgefertigten Holzhäusern produziert. Einige davon hat sie sogar nach Übersee geliefert. Zu ihrem Erfahrungsbereich gehören ferner Auf- und Anbauten in gleicher Bauweise.